Walther Rathenau war einer der bedeutendsten liberalen Außenpolitiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wurde am 29. September 1867 in Berlin als Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau geboren. Nach einer naturwissenschaftlichen Promotion und einjährigem Militärdienst begann er seine wirtschaftliche Karriere 1892 in der Schweiz. Eine Offizierslaufbahn blieb dem Juden Rathenau verwehrt. 1899 trat er in den Vorstand der AEG ein und wechselte einige Jahre später in den Vorstand der Berliner Handelsgesellschaft. Ende des neunzehnten Jahrhunderts begann er, politische Essays und kulturkritische Artikel zu publizieren – ein Weg, der ihn direkt in die Politik führen sollte.
Mit Beginn des ersten Weltkriegs wird er mit Aufgaben im preußischen Kriegsministerium betreut. Seine eigentliche politische Karriere beginnt jedoch erst mit dem Ende des Krieges: Rathenau tritt 1918 in die liberale DDP ein. 1921 wird er Reichsminister für Wiederaufbau in der Weimarer Republik, 1922 folgt dann die Ernennung zum Reichsaußenminister. Mit dem Abschluss des Vertrags von Rapallo mit der Sowjetunion über die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und des Wirtschaftsaustausches feiert Rathenau einen großen außenpolitischen Erfolg. Auch gegenüber den Westmächten, bei denen er ein hohes Renommee genießt, setzte er als Liberaler auf Ausgleich und Diplomatie und stand dabei in diametralem Gegensatz zu den Feinden der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Am 24. Juni 1922 wurde Rathenau in Berlin von Rechtsradikalen ermordet.